Implantattypen

Arten, Systeme und Formen

Weltweit existieren weit über 200 verschiedene Implantat-Typen, die in ihrer Form, Oberflächenbeschaffenheit und ihrem Verankerungsmechanismus variieren.

Wissenschaftlich fundiert
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Alle Inhalte sind von ECDI Ärzten verfasst. Die Texte entsprechen den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien.

Dabei wurden viele der früher verwendeten, teilweise unkonventionellen Varianten wieder verlassen und durchgesetzt hat sich letztlich das in seinem Querschnitt runde, einer Schraube ähnelnde Zahnimplantat. Dieses ist rotationssymmetrisch, das heißt, es kann ohne große Formveränderung problemlos mit Hilfe eines rotierenden Instrumentes schonend in den Kieferknochen eingebracht werden.

Die moderne Implantologie verwendet heutzutage folgende schraubenförmige Implantate am häufigsten:

Herkömmliche Standardimplantate aus Titan oder Keramik, durchmesserreduzierte Miniimplantate, in den Wangenknochen einzubringende lange Zygoma-Implantate und KFO-Implantate zur Zahnbewegung in der Kieferorthopädie.

Weiterhin unterscheidet man bei den Implantaten, ob sie aus einem Stück (einteilig) oder aus zwei zusammengesetzten Teilen (zweiteilig) bestehen. Miniimplantate existieren beispielsweise nur als einteilige Implantate, da ihr reduzierter Durchmesser sie zu unstabil für einen zweiteiligen Aufbau machen würde und eine zu hohe Bruchgefahr die Folge wäre. Die meisten anderen Implantate sind zweiteilig aufgebaut.

Mini Implantate

Nach langjährigem Tragen einer Totalprothese stellen sich bei vielen Patienten gleich mehrere Probleme ein. Die Prothese verliert ihren Halt und wackelt, es bilden sich schmerzhafte Druckstellen und die Prothese wird als fremd und störend empfunden. Die Ursache dieser Probleme liegt in einer fortschreitenden Atrophie (Rückbildung) des Kieferknochens zusammen mit der darüber liegenden Schleimhaut. Es bilden sich Bereiche, an denen die Prothese verstärkt aufliegt, die dann zu Schmerzen führen können. Daraus ergeben sich fortschreitende Einschränkungen beim Essen und Sprechen, die so extreme Ausmaße annehmen können, dass nicht selten soziale Isolation und Vereinsamung die Folgen sind. Die Therapie der Wahl wäre nun, durch einen meist umfangreichen Knochenaufbau eine ausreichende Basis für herkömmliche Standardimplantate zu schaffen. Diese Behandlung ist zeitaufwendig und teuer und wird deshalb von vielen Patienten abgelehnt.

Eine Alternative bieten die sogenannten Miniimplantate. Zur provisorischen Befestigung von Zahnersatz sind sie schon seit den 1970er Jahren in den USA in Verwendung. Vor wenigen Jahren wurden sie auch hierzulande als endgültige Befestigungselemente für implantatgetragenen Zahnersatz zugelassen. Aber hier ist Vorsicht geboten. Ein Miniimplantat kann nicht immer ein Standardimplantat ersetzen. Es gibt genaue Indikationen, die es zu beachten und Risiken, die es zu vermeiden gilt.

Mini-Implantate

Wo liegt der Unterschied zum Standardimplantat?

Miniimplantate unterscheiden sich in folgenden Punkten von herkömmlichen Zahnimplantaten:

1. Mit einem Durchmesser von ca. 1,8 mm bis 2,9 mm sind sie wesentlich dünner. Im Vergleich bewegen sich Standardimplantate zwischen 3,3 mm und 4,3 mm Durchmesser.

2. Sie besitzen ein selbstschneidendes Gewinde.

3. Sie sind aus einem Stück gefertigt, man spricht auch von „einteiligen“ Implantaten. Der Aufbau (Abutment) ist somit schon am Implantat vorhanden und muss nicht einzeln mit ihm verbunden werden, wie es bei „zweiteiligen“ Implantaten der Fall ist. Bei diesem Aufbau handelt sich um einen sogenannten Kugelkopfanker, der über einen „Druckknopf-Mechanismus“ mit der darauf aufbauenden Prothese verbunden wird und vom Patienten manuell ein- und ausgegliedert werden kann.

Wann kommen Miniimplantate in Frage?

Es existieren insgesamt 4 generelle Situationen, bei denen Miniimplantate in Betracht gezogen werden können und wo sie eine Alternative zu herkömmlichen Implantaten darstellen.

1. Wenn eine herkömmliche Implantation mit Standardimplantaten erfolgt ist, die Implantate aber noch nicht belastet werden können und erst komplett einheilen müssen. Dann kann man zur Überbrückung dieser Zeitspanne einen provisorischen Zahnersatz auf übergangsweise gesetzten Miniimplantaten befestigen. Ist die Einheilung abgeschlossen, erfolgt die Explantation der Miniimplantate und die anschließende Fixation des Zahnersatzes auf den eigentlichen, herkömmlichen Zahnimplantaten.

2. Wenn – vorwiegend ältere, aber vereinzelt auch jüngere – Patienten aufgrund langjährigen Zahnlosigkeit unter Atrophien in Ober- oder Unterkiefer leiden und einen Knochenaufbau ablehnen. Hier können 4 bis 6 Miniimplantate pro Kiefer gesetzt werden. Das Implantieren kann mittels kleinem oder sogar ganz ohne zusätzlichen Schnitt direkt durch die Schleimhaut erfolgen und ist daher nur wenig traumatisierend. Auf den Kugelkopfankern der Miniimplantate kann dann direkt im Anschluss die Prothese befestigt werden, die auch sofort belastet werden kann. Das heißt, die gesamte Behandlung kann in einer einzigen Sitzung erfolgen.

3. Wenn einzelne, verloren gegangene Zähne ersetzt werden müssen und das Platzangebot sehr gering ist. Zum Beispiel kann ein verloren gegangener Frontzahn im Unterkiefer oft nicht mit einem Standardimplantat versorgt werden, da es die sehr eng benachbarten Wurzeln schädigen würde.

4. Wenn im Rahmen von kieferorthopädischen Behandlungen Befestigungselemente für Drähte oder Gestelle benötigt werden, mit deren Hilfe Zug auf die Zähne ausgeübt werden kann. Die Zähne können so in die richtige Position bewegt werden. Hier wird das Implantat – anders als sonst üblich – im 90°-Winkel zur Kauebene in den Kieferknochen eingebracht und dient als Widerlager.

Vorteile von Mini-Implantaten

  • Kostengünstig, durch vereinfachte Implantation und geringere Materialkosten bei Implantat und Zahnersatz
  • Wegfall eines Knochenaufbaus
  • Kürzere, atraumatischere Behandlung durch kleinere Schnitte und flachere Bohrungen im Knochen
  • Sofortige Belastung der Implantate

Nachteile von Mini-Implantaten

  • Höhere Verlustraten
  • Eingeschränkte Indikation

Zygoma Implantate

Der etwas seltsam anmutende Begriff „Zygoma“ leitet sich von dem lateinischen Wort für das Jochbein – „Os zygomaticum“ – ab. Dies ist der wangenbildende Knochen im Gesicht, der sich sehr prominent beidseits direkt unter der Augenhöhle tasten lässt. Genau in diesen Knochen wird das spezielle Zygoma-Implantat vom Mundinneren aus eingebracht.

Zygoma-Implantate

Warum wird genau dort implantiert?

In manchen Fällen hat der Implantologe nur ein sehr geringes Knochenangebot zur Verfügung und ein großer Teil des Kieferknochens hat sich bereits zurückgebildet (Knochenatrophie). Das kann im höheren Alter und nach einer langjährigen Zahnlosigkeit der Fall sein und tritt vor allem im Oberkiefer auf. Ein herkömmliches Implantat würde hier keinen ausreichenden Halt finden. Hat der Patient nun trotzdem den Wunsch nach festen Zähnen und wünscht einen implantatgetragenen Zahnersatz, müsste nach herkömmlicher Vorgehensweise in einer ersten Operation zunächst der Kieferknochen wieder aufgebaut werden. Danach müsste das Operationsgebiet einige Monate abheilen und erst dann könnten in einer zweiten Operation die „normalen“ Implantate gesetzt werden.

Anders verhält es sich bei den Zygoma-Implantaten, die keinen extra Knochenaufbau erfordern. Hier wird in einem 45 ° Winkel direkt in das Jochbein implantiert. Dieses weist eine sehr dichte Knochenstruktur auf und bietet dem Implantat einen sofortigen festen Halt.

Für wen sind diese Spezial-Implantate geeignet?

Prinzipiell kann diese Art der Versorgung bei jedem Patienten, der unter starker Knochenatrophie im Oberkiefer leidet, durchgeführt werden. Vor allem Träger einer Totalprothese sind von einem progressiven Knochenabbau betroffen, da die Kieferabschnitte durch die Prothese nicht mehr genügend belastet werden. Aber auch bei Patienten, die aufgrund einer Tumorerkrankung unter Knochenrückgang leiden, wird diese Form der Implantation gewählt.

Wo liegt der Unterschied zu einem „normalen“ Implantat?

Zygoma-Implantate sind mit einer Länge von 30 bis 50 mm um ein vielfaches größer als herkömmliche Zahnimplantate, die mit 7 bis 18 mm Länge auskommen. Das liegt daran, dass man im Jochbein wesentlich mehr Knochen für die Implantation vorfindet, als in Ober- und Unterkiefer, wodurch sich das Implantat tiefer versenken lässt. Zusätzlich ist bei einer herkömmlichen Implantation oft Vorsicht geboten, um angrenzende empfindliche Strukturen wie Nerven oder die Kieferhöhle nicht zu verletzen, wodurch man in der Insertionstiefe zusätzlich begrenzt ist.

Indem man die Knochenlänge des Jochbeins mit dem Zygoma-Implantat voll ausnutzt, wird ein hoher Grad an Festigkeit und Stabilität erreicht.

Das Material unterscheidet sich nicht von dem herkömmlicher Implantate – sie bestehen ebenfalls aus Titan, das sich über viele Jahre als sehr gut verträglicher Werkstoff bewährt hat.

Ablauf der Implantation

Vor der Operation ist eine ausführliche Diagnostik die Grundvoraussetzung. Es muss eine 3-dimensionale Aufnahme des Oberkiefers mit Hilfe eines sogenannten Volumentomographen angefertigt werden, um einen besseren Einblick in die Knochenverhältnisse zu gewinnen, das Risiko von Nervenschädigungen im Gesicht zu reduzieren und die Operation genau planen zu können.

Die eigentliche OP wird häufig in einer kurzen Vollnarkose durchgeführt, um präzise arbeiten zu können und nicht den Bewegungen des Patienten ausgesetzt sein zu müssen. Aber auch in lokaler Anästhesie ist der Eingriff durchführbar, wobei hier eine spezielle Operationstechnik und viel Erfahrung seitens des Implantologen erforderlich sind.

Nach Wirkungseintritt der Schmerzausschaltung wird die Implantation durchgeführt. Häufig werden pro Seite ein Zygoma-Implantat plus 2 oder 4 herkömmliche Implantate im Frontzahnbereich eingesetzt, die direkt nach der Operation mit einem überbrückenden, aber bereits festen und sofort belastbaren Zahnersatz versorgt werden. Nach ein paar Tagen, wenn der endgültige Zahnersatz im Labor hergestellt wurde, wird dieser eingesetzt und die Behandlung ist abgeschlossen.

Vorteile von Zygoma-Implantaten

  • Kostensenkung durch wegfallenden Knochenaufbau
  • Wegfall einer zusätzlichen Operation für Knochenaufbau
  • Zahnersatz ist sofort nach der Operation belastbar durch festen Halt der Implantate im Jochbein

Nachteile von Zygoma-Implantaten

  • Hohe Expertise und langjährige Erfahrung mit Zygoma-Implantaten auf Seiten des Chirurgen erforderlich
  • Gafahr der Schädigung eng benachbarter Gesichtsnerven
  • Eventuell weitere Atrophie der unbelasteten Kieferknochenabschnitte

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