
Angst vor dem Zahnarzt – bis zu zehn Prozent der Bevölkerung betroffen
Der kreischende Bohrer, das helle Licht, das Gurgeln des Speichelsaugers – und über allem ein Gefühl von Hilflosigkeit: Die meisten Menschen empfinden die Behandlung durch den Zahnarzt nicht wirklich als angenehm, aber als notwendig. Bei bis zu zehn Prozent der Bevölkerung allerdings löst schon der Gedanke an den Zahnarzt Beklemmungen oder sogar Panik aus. Sie leiden unter Dentalphobie, also Zahnarztangst. Viele wagen erst dann den Gang in die Praxis, wenn die Schmerzen unerträglich werden oder schwere gesundheitliche Schädigungen drohen. Oft kommt zur Angst auch die Scham, wenn diese Patienten ihr marodes, jahrelang unbehandeltes Gebiss präsentieren müssen.
Eine Studie der St. Andrews University in Schottland belegt, dass vor allem jüngere Menschen unter Dentalphobie leiden. Menschen unter 40 sind vier mal so oft betroffen wie Ältere ab 60.
Der Forchheimer Implantologe und Parodontologe Dr. Markus Schlee weiß um die Ängste und die Schamgefühle solcher Patienten. „Ein offenes, vertrauensvolles Informationsgespräch zwischen Patient und Arzt ist der überaus wichtige erste Schritt, um diesen Menschen zu helfen“, berichtet er aus seinen Erfahrungen. Transparenz spielt dabei eine entscheidende Rolle. Der Arzt sollte seinem Patienten jeden Schritt der Behandlung leicht verständlich und gut nachvollziehbar erläutern. Kein „klinisches“, sondern ein beruhigendes Ambiente außerhalb des Behandlungsraums hilft dabei.
In diesem Gespräch wird speziell die Angst vor Schmerzen thematisiert. Der Patient lernt dabei alle gängigen Gegenmaßnahmen kennen – von der normalen schmerzstillenden Spritze, die bei den meisten Eingriffen die richtige und ausreichende Betäubungsmethode darstellt, über sanfte Sedierungsmöglichkeiten wie den Dämmerschlaf bis hin zur Vollnarkose, die von einem Anästhesisten fachgerecht durchgeführt wird.
„Ängste werden allerdings auch oft durch vermeintliche Nebensächlichkeiten ausgelöst“, berichtet Dr. Schlee. „So kommt es durchaus vor, dass jemand glaubt, Atemnot durch die Tupfer in seinem Mundraum zu bekommen. Andere fürchten, ihre Zunge zu verschlucken. Nicht wenige Menschen reagieren auch mit Brechreiz, wenn sie die Instrumente in der Mundhöhle spüren oder wenn ein Abdruck der Zahnreihen gemacht wird. Auch und gerade solche Reaktionen nehmen wir stets sehr ernst.“ Wichtig sei, dass Patienten ihre Ängste ganz konkret beschreiben. „Dann kann ich mich auf ihre individuellen Bedürfnisse einstellen“, so Dr. Schlee, „und ihnen konkrete Lösungsvorschläge anbieten.“
Patienten, die sich während der Behandlung hilflos und den Aktionen des Arztes ausgeliefert fühlen, hilft Dr. Schlee mit nonverbaler Kommunikation. Er vereinbart zuvor, dass sich der Patient mit einem Handzeichen bemerkbar macht, sobald er sich unwohl fühlt oder eine Pause braucht. Der Mensch im Behandlungsstuhl weiß, dass er selbst so die Kontrolle über die Behandlung innehat. Das baut Sicherheit auf – und das Angstgefühl schwindet.