
Von einem neuen Verfahren für minimal-invasive Eingriffe am Kieferknochen profitieren nicht nur Implantat-Patienten.
Die stabile Verankerung im Kieferknochen ist das A und O einer erfolgreichen Zahnimplantation. Doch nicht jeder Patient besitzt dazu die ausreichende Menge an Knochensubstanz. Oft hat sich der Knochen nach langjährigem Gebisstragen zurückgebildet, in vielen Fällen haben auch Parodontitis oder andere entzündliche Prozesse den Knochenschwund verursacht. Ein modernes chirurgisches Verfahren erlaubt nun den erforderlichen Knochenaufbau für die spätere Zahnimplantation durch eine spezielle Ultraschalltechnik – und zwar zuverlässig, präzise und für den Patienten weniger belastend. Darüber hinaus ist damit eine Vielzahl weiterer schonender oralchirurgischer Eingriffe möglich.
Die Methode nennt sich Piezochirurgie (abgeleitet vom griechischen „piezein“, was soviel wie „drücken“ bedeutet) und nutzt eine bestimmte physikalische Wechselwirkung. Dadurch lässt sich mit Spezialgeräten, die mit hochfrequentierten Ultraschallschwingungen arbeiten, ausschließlich Knochengewebe schneiden oder abtragen. Das umliegende Weichgewebe ist geschützt und (Bindegewebe, Schleimhäute, auch Nerven oder Blutgefäße) wird nicht in Mitleidenschaft gezogen.
Das ECDI-Zentrum in Dresden hat mit der neuen Technik bereits sehr gute Erfahrungen gemacht. „Die Piezochirurgie gewährleistet unseren Patienten nicht nur eine ausgesprochen hohe Behandlungssicherheit, sondern auch eine schnellere Wundheilung“, berichtet Priv.-Doz. Dr. med. Dr. med. dent. Matthias Schneider. „Selbstverständlich kann sie nicht komplett die bewährten konventionellen oral- und kieferchirurgischen Behandlungsmethoden ersetzen. Sie ist aber auch deswegen eine sinnvolle Ergänzung, weil minimal-invasive Eingriffe generell immer mehr an Bedeutung gewinnen.“
Die innovative Behandlungsmethode lässt sich für etliche unterschiedliche oralchirurgische Eingriffe nutzen, u. a.:
✓ Gewinnen von Knochentransplantaten oder Knochenspänen zum Kieferaufbau vor Zahnimplantationen
✓ Sinuslift – Knochenaufbau in der Oberkieferhöhle vor Zahnimplantationen
✓ Kieferosteotomie (Durchtrennung bzw. Entfernung des Kieferknochens)
✓ Korrekturoperationen bei Kiefer- und Kinnfehlstellungen
✓ Zystenentfernung
Ein angenehmer psychologischer Nebeneffekt für Patienten kann zudem das Fehlen der gewohnten Geräuschkulisse eines Bohrers oder einer Säge während des Eingriffs sein, weiß Priv.-Doz. Dr. Dr. Schneider: „Viele Patienten sind dankbar, wenn ihnen dadurch eine nicht unerhebliche emotionale Anspannung erspart bleibt.“